Wir töten Stella

98 Minuten | FSK 12

 Nach DIE WAND verfilmte Julian Roman Pölsler einen zweiten Text der österreichischen Autorin Marlen Haushofer, erneut mit Martina Gedeck in der Hauptrolle. Durch ihre Gabe, tiefe Empfindsamkeit zugleich mit erbarmungsloser Kälte zu projizieren, ist sie die perfekte Verkörperung von "Haushofer-Frauen". An ihrer Seite ein teuflisch guter Matthias Brandt. Auch wenn die Vorlage fast 60 Jahre alt ist, wirkt die Adaption nicht angestaubt. In einer zeitlosen, ortslosen Welt inszeniert Pölsler seinen Film – unbequem, sehr eindrucksvoll und wahrhaftig.

Anna hat sich in ihre Rolle als Ehefrau gefügt, auch wenn ihr das schmucke Haus längst zum Gefängnis geworden ist. Annas Mann Richard ist ein erfolgreicher, machtbewusster Anwalt, der spät nach Hause kommt und erwartet, dass alles reibungslos läuft. Die Kinder Anette und besonders Wolfgang leben zwar noch im Haus, scheinen aber nur noch körperlich anwesend, während sie innerlich schon längst das Weite gesucht haben. Auf seine Weise funktioniert dieses Konstrukt, aber wie fragil es in Wirklichkeit ist, zeigt sich, als die introvertierte Stella einzieht. Sie ist die Tochter von Freunden und soll zwecks Studium auf unbestimmte Zeit bei der Familie wohnen. Wie ein Eindringling wirkt die junge Frau, wie ein Fremdkörper, der das nur mühsam ausbalancierte Gleichgewicht aus den Fugen bringt. Anna beginnt, Stella elegant und verführerisch einzukleiden und scheinbar ungerührt dabei zuzuschauen, wie Richards Interesse an dem Mädchen wächst ...

Credits

2017 | Österreich

R+B: Julian Roman Pölsler nach der Buchvorlage von Marlen Haushofer | K: JRP Artman | D: Matthias Brandt (Richard), Martina Gedeck (Anna), Katja Bellinghausen (Marie-Luise), Mala Emde (Stella), Julius Hagg (Wolfgang)
 

Trailer