Der die Zeichen liest

118 Minuten | FSK 12

Sollte eine offene Gesellschaft auch fundamentalistischen Meinungen tolerant begegnen können? Sollte sie? Serebrennikov gibt die Frage ans Publikum weiter beziehungsweise schleudert sie ihm vor die Füße. Nicht, ohne sie zuvor in ihrer ganzen hirnsprengenden Komplexität zu entwickeln. Eine böse, elegant inszenierte Satire voll pechschwarzen Humors, die uns die Fallen aktueller Denkmuster gnadenlos vor Augen hält. Ein wichtiger Film!

Benjamin ist Schüler an einer liberalen, staatlichen Schule. Eines Tages weigert er sich, am Schwimm-unterricht teilzunehmen und zwar, weil der Anblick seiner minimal bekleideten Mitschülerinnen seine religiösen Gefühle verletzt. Benjamin ist zum Christentum konvertiert und er befindet sich auf Rebellionskurs, ein Missionar und Kreuzzügler, der gegen Homosexualität, geschiedene Frauen und Evolutionstheorie die eine oder andere Bibelstelle ins Feld zu führen weiß. So heftig und eloquent ist Benjamins Protest gegen den wissenschaftlichen Tenor der Schule, dass die Lehrerschaft bald ins Wanken gerät. Die Mädchen müssen ab sofort in Badeanzügen schwimmen und das Kondom wird schließlich doch lieber aus dem Biologie-Unterricht verbannt. Für Benjamin reicht das allerdings noch lange nicht: Ein wahrer Jünger Jesu lässt seine Feinde nicht ungeschoren davon kommen ...

Credits

2016 | Russland

R + B: Kirill Serebrennikow nach der Buchvorlage von Marius von Mayenburg | K: Wladislaw Opeljants | D: Pjotr Skvortsov (Benjamin), Victoria Isakowa (Elena), Aleksandr Gorchilin (Grigoriy), Yuliya Aug (Inga), Aleksandra Revenko (Lidiya) 

 

Trailer