Chaplin, Kubrick, Downton Abbey: Ein Jahrhundert Kinokrieg (Vortrag)

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Vortrag von Dirk Schäfer im Rahmen der Veranstaltungsreihe "52 x Esslingen und der Erste Weltkrieg" in Zusammenarbeit mit Kulturamt, Stadtarchiv und Stadtmuseum der Stadt Esslingen am Neckar

Soldaten klettern aus dem Schützengraben und rennen los, geradewegs ins feindliche Maschinengewehrfeuer hinein: Unser Bild vom Ersten Weltkrieg ist maßgeblich durch solche Szenen geprägt. Doch in den Jahren 1914 bis 1918 wurden Filme als Waffen produziert, und auf jene Bildproduktion gehen viele bis heute wirksame visuelle Klischees zurück, darunter auch das oben erwähnte, das erstmals 1916 für einen britischen Propagandafilm inszeniert wurde. Der Kriegsschauplatz an der Westfront mit seinen schlammigen Schützengräben und Bombentrichtern wurde in der Folge für den Erster-Weltkrieg-Film das, was die Berge für den Heimatfilm sind. Über solche Schützengraben-Klischees mokierte sich Charlie Chaplin bereits in Kriegszeiten.

Der Vortrag folgt der Spur der Stereotype, zeigt aber auch Beispiele, wie das Kino anders vom Krieg erzählen kann. Außereuropäische Schauplätze des ersten globalen Krieges zeigt es allerdings so selten, dass kaum jemand sich an LAWRENCE VON ARABIEN als einen Weltkriegsfilm erinnert. Filme über Deserteure wie Serge Bozons grandioser LA FRANCE (2007) kommen gar nicht erst ins Kino. Vielleicht ist der Erste Weltkrieg ja besser im Fernsehen aufgehoben? Das Format Fernsehserie ermöglicht größere Erzählbögen und eine differenzierte Figurenzeichnung; zudem scheint es „weibliche“ Narrative zu begünstigen, die das Alltagsgesicht des totalen Krieges kenntlich machen. Dass es „Qualitätsfernsehen“ nicht erst seit DOWNTON ABBEY gibt, zeigen Ausschnitte aus älteren britischen TV-Serien wie etwa Ken Loachs DAYS OF HOPE und DAS HAUS AM EATON PLACE.